Interessantes aus dem österreichischem Institut für Familienforschung:
Warum gehen wir nicht in die Kirche ?
Was früher einfach dazu gehörte, muss heute in Familien glaubhaft vorgelebt werden.
Was für viele Erwachsene in der Kindheit noch selbstverständlich war – der sonntägliche Kirchgang, eine Kerze anzünden, das gemeinsame Tischgebet oder die vielen, anlassbezogenen Brauchtümer – ist heutzutage bei der Erziehung ihrer eigenen Kinder nur mehr eine Möglichkeit von vielen, das Leben zu gestalten.
Eine religiöse Erziehung, Glaube und ein Leben mit der Kirche sind keine gesellschaftlichen Normen mehr wie einst, sondern bleiben zunächst eine Entscheidung der Eltern. Aber auch Kindergarten und Schule prägen die religiöse Entwicklung des Kindes sehr stark mit. Eltern dürfen sich also nicht wundern, wenn ihr Kind nach Hause kommt und z.B. fragt, warum daheim nicht gebetet wird oder warum die Familie am Sonntag nicht in die Kirche geht wie andere – oder umgekehrt. Solange das Kind klein ist, liegt es vor allem in der Hand der Eltern, ob es religiös aufwächst oder nicht.
Früher waren Religion und Brauchtum feste Bestandteile des alltäglichen Lebens. Kaum einer fragte nach dem Warum, sondern nahm ohne Für und Wider am Glaubensleben der kirchlichen Gemeinschaft teil. Mit dem gesellschaftlichen Wandel verlor sich diese Tradition.Die Kirchen haben an Einfluss verloren und tun sich schwer, ihre „Schäfchen“ zusammenzuhalten. Familien machen ihre Entscheidung, einer Kirchengemeinde treu zu bleiben, auch davon abhängig, wie familienfreundlich das Angebot dort gestaltet ist.Die Beziehung zu VertreterInnen der Kirche, besonders aber zu ReligionslehrerInnen, wird ein immer wichtigeres Kriterium, ob sich jemand zu einer Kirchengemeinde gehörig fühlt oder nicht.
Kinder merken sehr schnell, wenn Eltern etwas nicht aus eigener Überzeugung machen, sondern nur weil sie glauben, es wäre für den Nachwuchs interessant oder wichtig.Wenn Eltern selber keinen Zugang zur Religion haben, kann religiöse Erziehung nicht gelingen. Der Glaube muss für Kinder sichtbar gelebt werden.
Auch Erwachsene zweifeln oft und sind stets auf der Suche nach Antworten. Aber es gibt feste Ankerpunkte, die Halt vermitteln und Kraft geben. Die Weitergabe eigener Erfahrungen tragen dazu bei, diese Hilfe seinen Kindern zu verdeutlichen. Kinder brauchen eine stützende Ordnung. Der Glaube ist etwas Lebendiges, und daher muss auch gelegentlich die religiöse Erziehung und die eigene Positionierung überdacht werden.
Info:
Literatur:
Ulrich Schwab: Familienreligiosität. Religiöse Traditionen im Prozess der Generationen. (Habil.-Schrift) Stuttgart 1995
Kontakt:
Prof. Dr. Ulrich Schwab Ludwigstr. 31/Rg. D-80539 München
E-Mail: ulrich.schwab@evtheol.uni-muenchen.de